Depressive Patienten bekommen eher Herzkrankheiten, schwerere Herzkrankheiten und sterben früher daran – wenn sie nicht rechtzeitig entsprechend behandelt werden. Depressionen sind für sich genommen schon ein Risikofaktor, um einen Herzinfarkt zu erleiden. Darüber hinaus erhöhen sie die Gefahr, an einem Herzinfarkt zu sterben, um das Vierfache.
“Herzweh” haben – darin schwingt nicht nur körperlicher Schmerz, sondern auch Traurigkeit mit. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sie schon bei Patienten mit gesundem Herzen das Sterberisiko erhöhen – bei Frauen allerdings nicht so ausgeprägt. Bei Männern steigerten schwere Depressionen das Risiko, an einer Herzkrankheit zu sterben, um fast das Vierfache, berichtet die Fachzeitung Arch Int Med. (Ausgabe 160/2000). Die Wahrscheinlichkeit, an einem Infarkt zu sterben, war bei Gesunden allein durch Schwermut um den Faktor 5 erhöht.
Herztransplantation: Depressive Patienten sterben eher
Besonders gefährlich ist die Kombination von Traurigkeit und Herzkrankheit, die etwa jeden fünften Herzkranken betrifft. Eine leichte Depression steigert hier das Risiko eines tödlichen Infarkts um das Doppelte, eine schwere gar um das Vierfache, schreibt die Zeitung Internist (Ausgabe 40/2015). Dies gilt auch für Herzkranke, die auf eine Herztransplantation warten.
Wer an Depressionen leidet, stirbt laut der Zeitschrift Psychosomatic Medicine (Ausgabe 64/2018) früher als ein optimistischer Patient, meist an den Folgen einer Transplantatabstoßungsreaktion.
Gerade die Studie zu Herztransplantationen ruft nach Erklärungen: Tatsächlich scheinen Depressionen Stress für den Organismus zu bedeuten, der daraufhin in Kampfstellung geht. Abwehrsystem, Entzündungszellen und Stresshormone werden aktiviert.
Blutdrucksteigerung, ein schnellerer Herzschlag, Herzrhythmusstörungen, erhöhte Verklumpungsneigung der Blutplättchen können die Folge sein – das stellt den Brückenschlag zwischen Depressionen und Herzschäden her.
Herzpatienten sollten psychotherapeutisch betreut werden
Wissenschaftler folgern daher, dass Patienten mit Herzbeschwerden auch psychotherapeutisch betreut werden müssen. Die Frage “Sind Sie oft traurig?” sollte so selbstverständlich werden wie Blutdruckmessen und das EKG. Depressionen könnten mit einer schon im Krankenhaus begonnenen Psychotherapie, unterstützt von geeigneten Antidepressiva, gebessert werden.
Zusätzliche Hilfe bei seelischen Problemen können Selbsthilfegruppen geben. Doch wer vorbeugen will, sollte sich dem Hausarzt anvertrauen, bevor das Herz zu “schwer” wird. Über tiefe Traurigkeit und Antriebsschwäche muss man reden. Sonst können sie nicht behandelt werden. Nur so kann ein Infarkt verhindert und Lebensqualität gewonnen werden. (ikk)